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Die Rohstoff-Woche - KW 42/2010: Die "geheime Währung" existiert(e), kommt sie nach dem Zusammenbruch der Rohölmärkte?

17.10.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Wasser auf die Mühlen all derjenigen, die schon seit Jahr und Tag von Plänen der Bundesregierung für den Fall einer nicht mehr zu beherrschenden Euro-Katastrophe predigen, gab es in den letzten Tagen ausgerechnet von Seiten der Deutschen Bundesbank. Zumindest indirekt. Nahe der westdeutschen Stadt Cochem öffnete in den letzten Tagen nämlich ein ehemaliger Bunker der Deutschen Bundesbank seine Pforten für Besucher. Dieser wurde 1964 fertiggestellt und sollte der Führungselite der Bundesbank als Unterschlupf im Falle eines Krieges dienen.

Der zweite und weitaus pikantere Zweck der Anlage bestand darin, über 15 Milliarden Deutsche Mark einzulagern. Diese sollten wiederum als eine Art "geheime" oder auch "neue Währung" nach Beendigung eines vernichtenden Atomkriegs zu dienen. So zumindest die offizielle Version. Viele Skeptiker vermuten dahinter aber vielmehr eine Verschwörung, die auch in naher Zukunft im Falle des Euro eintreten könnte. Nämlich dann, wenn die Gemeinschaftswährung als gescheitert gelten sollte und die Bundesregierung mit Hilfe der Bundesbank irgendwoher schon eine neue Währung herzaubern könnte.

Ungeklärt ist übrigens bis heute, was mit den 15 Milliarden Mark passiert ist. Denn im Jahre 1988 verliert sich deren Spur plötzlich. Wurden die Scheine tatsächlich verbrannt? Oder finanzierte man ein Jahr später daraus die Begrüßungsgeldaktion für die neuen deutschen Bundesbürger? Und wer weiß, vielleicht liegt irgendwo anders im Bundesgebiet die neue deutsche Währung ja längst wieder bereit. Viele Fragen bleiben offen.

Ölkrise voraus! - Alter Hut und unwahr werden da jetzt einige von Ihnen sagen. Das glaube ich jedoch nicht. Und außer mir auch nicht die Bundeswehr und das britische Energieministerium. Denn beide Institutionen ließen unabhängig voneinander zwei Studien über die zukünftige Versorgung mit Rohöl ausarbeiten. Und beide warnen jetzt vor unabsehbaren Folgen einer realen Rohölknappheit. Innerhalb der Deutschen Bundeswehr existiert ein so genanntes Dezernat Zukunftsanalyse. Diese Herren beschäftigen sich fast ausschließlich mit der Analyse und Auswertung von strategisch wichtigen Komponenten und darüber hinaus auch mit möglichen Folgen. Eine der letzten Studien beschäftigte sich mit der sicherheitspolitischen Dimension des Peak-Oil-Problems (nähere Erläuterung siehe unten).

Vorausschickend sollte man vielleicht noch sagen, dass die vorliegende Studie eigentlich als streng geheim eingestuft war, jedoch alsbald in die Hände eines Internet-Blog-Betreibers fiel, der diese dann veröffentlichte.

Das britische Energieministerium, die Bank of England, das britische Verteidigungsministerium sowie Vertreter der Industrie arbeiten bereits an einem Krisenplan, der sich mit den Folgen möglicher Engpässe bei der Rohölversorgung beschäftigt. Deutschland ist da - wie so oft - langsamer, dürfte jedoch alsbald ähnliche Schritte einleiten. Es stellt sich nun die Frage, warum all diese Hektik, worum geht es überhaupt und was kam bei den Studien überhaupt heraus? Nun ja, über allem steht die Aussage, dass das so genannte, globale Ölfördermaximum um das Jahr 2010 anzusiedeln ist und – was für die Ersteller und Auftraggeber der Studien noch viel wichtiger ist – daraus nach 15 bis 30 Jahren sicherheitspolitische Auswirkungen abzusehen sind.

Beide Studien gehen davon aus, dass sich erneuerbare Energien sowie Zukunftstechnologien wie das Elektroauto nicht innerhalb dieser Zeitspanne global werden durchsetzen können. Bei nun sinkenden Ölfördermengen hätte das zur Folge, dass gerade Rohöl zu einem ähnlichen politischen Faktor entwickeln wird wie zu Zeiten der letzten Ölkrisen. Ölimporteure müssten in Zukunft, um die eigene Bevölkerung weiterhin beherrschen und die Wirtschaft weiterhin am Leben halten zu können, um die Gunst der Erdölfördernationen buhlen und damit in einen gesteigerten Konkurrenzkampf treten.

Als Folge daraus könnte der Rohölmarkt in der Form, wie wir ihn kennen, zusammenbrechen. Und zwar deshalb, weil Rohöllieferungen zukünftig nur noch über binationale Kontrakte (also zum Beispiel über direkte Vereinbarungen und Verträge zwischen Deutschland und Kuwait) abgewickelt werden. Der freie Markt schrumpft zusammen und wird irgendwann aufhören zu existieren.

Eine Erdölknappheit hätte aber noch weitaus drastischere Folgen. Da vor allem der Gütertransport stark vom Rohöl abhängt, könnten sich enorme Preissteigerungen ergeben. Versorgungsengpässe könnten drohen. Und: 95% aller Industriegüter werden aus Rohöl hergestellt oder zumindest Teile davon. Ganze Industriezweige könnten ihre Existenzgrundlage verlieren. Das Ganze könne letztendlich zu einem Komplettversagen und –Zusammenbruch ganzer Volkswirtschaften führen. Und die Umstellung vom Erdöl-Zeitalter zu zukunftsträchtigen Energien werden sich viele Nationen nicht leisten können. Deren Unfähigkeit, eine kommende Ölkrise zu meistern trifft dann letztendlich auch diejenigen Länder, die es zwar könnten, ihre Produkte jedoch nicht mehr verkaufen können.

Zu schlechter Letzt könnte dies dann zu sozialen und gesellschaftlichen Spannungen und Unruhen führen, die nicht mehr beherrschbar wären. Wie gesagt, das alles ist Ergebnis zweier wissenschaftlicher Studien, die von Regierungen in Auftrag gegeben wurden, die die Zukunft des Erdölzeitalters und damit auch der Menschheit erforschen wollen…


Zum Thema "Peak Oil", was ist das eigentlich?:

Eine recht gute Erläuterung dazu liefert Wikipedia: "Unter dem Stichwort Globales Ölfördermaximum (englisch peak oil) wird der Begriff des Ölfördermaximums eines einzelnen Ölfeldes auf einen gesamten Erdölvorrat der Erde übertragen. Der kritische Zeitpunkt beim lokalen Fördermaximum wird nach der These von Marion King Hubbert erreicht, wenn etwa die Hälfte der nutzbaren Reserven gefördert wurde. Erdöl nimmt weltweit eine zentrale Rolle bei der Versorgung mit Energie ein, insbesondere für den Transport. Deswegen und in Verbindung mit erheblichen Preisausschlägen bei Rohstoffen seit 2007 werden ein globales Ölfördermaximum und dessen Folgen seit 2002 intensiv debattiert.

Die Frage, ob ein solches Maximum bereits erreicht wurde bzw. wann es erreicht wird oder ob es überhaupt auf die globale Ölförderung übertragen werden kann und im 21. Jahrhundert eine Rolle spielen wird, ist umstritten. Im Jahr 2009 erneuerte und verschärfte die Internationale Energieagentur (IEA) zunächst ihre Warnung vor einem möglichen, durch das Fördermaximum wie durch weiter steigenden Bedarf bedingten weiteren Ölpreis-Anstieg und gab 2020 als Zeitpunkt für das Fördermaximum an. Zusätzlich veröffentlichte die ASPO, eine Vereinigung von Fachleuten, die das Thema Ölfördermaximum stärker im öffentlichen Bewusstsein verankert sehen will, Warnungen, die Weltförderung befände sich bereits nach dem Peak."


Das Zitat der Woche:

"Man muss immer die klugen Leute um Rat fragen und dann das Gegenteil von dem tun, was sie raten." - Christian Johann Heinrich Heine (* 13. Dezember 1797 als Harry Heine in Düsseldorf; † 17. Februar 1856 in Paris) war einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts.

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