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Wie man aus 20.000 Dollar in 4 Wochen 450 Mio. Dollar macht

29.06.2011  |  Jan Kneist (Metals & Mining)
Hört sich das nicht fabelhaft an? Wahrlich, märchenhaft und es erinnert an die wilden Zeiten des Neuen Marktes. Aber es ist REALITÄT.

Diesmal nicht im Technologie-, sondern im Explorationssektor. Das besagte Unternehmen, Portage Resources (POTG.PK bzw. WKN: A1H 89P, nicht in Deutschland notiert) macht erst seit gut 2 Wochen mit täglichen Kursgewinnen auf sich aufmerksam. Die Story hat das Zeug zum Krimi.


Folgende Infos erhält man beim Lesen der einschlägigen SEC Dokumente:

Gemäß des Jahresberichts per 31. Mai 2010 wurde Portage 2006 gegründet und hielt ein Projekt im Yukon Territorium, das man aber im Dezember 2009 aufgab. Zum Stichtagszeitpunkt des Berichts hatte das Unternehmen außer 832 USD in bar keinerlei Vermögen, aber noch 120.042 USD Verbindlichkeiten. Es standen 63,72 Mio. Aktien aus. Damit eine typische "Shell", eine besitzlose Hülle.

Im Quartalbericht per 31. August 2010 verfügt man noch über 576 Dollar in bar und hat 123.054 Dollar Verbindlichkeiten. Die Aktienanzahl blieb unverändert, jedoch ist es interessant zu wissen, daß Direktoren und leitende Angestellte der Firma im Jahre 2007 ganze 1.200 USD für 48 Millionen Aktien bezahlt haben, pro Stück also 0,000025 Dollar oder 0,0025 CENTS. Dieser Fakt wird noch von Wichtigkeit sein. Im gleichen Jahr fand noch eine Kapitalerhöhung statt, bei der man 15,72 Mio. Aktien für 19.650 USD ausgab, also 0,000125 USD oder 0,125 CENTS je Aktie. Innerhalb weniger Monate war die Aktie also das Fünfzigfache wert.

Der folgende Bericht per 30. November 2010 zeigt kaum eine Veränderung, das Unternehmen besitzt weiterhin keinerlei Vermögen.

Im Februar wurde vom "Board" ein Aktiensplit 10:1 genehmigt, aus den 63,72 Mio. Aktien wurden also 637,2 Mio., das genehmigte Kapital beträgt 5 Milliarden Aktien.

Auch der 10-Q Quartalsbericht per 28. Februar 2011 bringt nicht viel neues. Barmittel weiter bei 533 Dollar, Verbindlichkeiten bei 129.180 Dollar.

Aber jetzt wird es wirklich interessant. Bisher war es eine Firma ohne jedes Vermögen, aber mit großer Menge ausstehender Aktien, die die Direktoren jetzt splitangepaßt für 0,00025 CENTS erwarben. Nun tritt ein gewisser Paul Luna Belfiore auf den Plan und kauft den beiden Direktoren James und Caron ihre 480 Millionen Aktien für 20.000 USD ab. Für die beiden nicht schlecht, sie hatten schließlich nur 1.200 Dollar bezahlt, für Belfiore ein Preis von 0,00004167 Dollar oder 0,004167 Cents je Stück. Die beiden treten zurück und zum 30. Mai wird Belfiore Präsident, CEO und Direktor.

Nun wird es wirklich heiß, denn urplötzlich wird aus diesem Unternehmen ein Überflieger. Bei ca. 20 Cents geht es los. Das Unternehmen wählt Peru , die Heimat von Belfiore, als Wirkungsstätte. Einen Tag später, am 16. Juni, wird die Aktie zum ersten Mal von Penny-Börsenbriefen aus Nordamerika als der künftige Megastar angepriesen und der Kurs steigt um über 100%. Ab jetzt kommt fast jeden Tag eine Unternehmensmeldung, die wiederum die Börsenbriefe zu positiver Berichterstattung animiert und den Kurs weiter hochtreibt. Als läge alles in der Schublade. Die Aktie ist mittlerweile bei ca. 0,40 USD angekommen, damit der Börsenwert bei 255 Mio. USD, ohne ein einziges Projekt zu haben und mit nur wenigen "Bucks" auf dem Konto.

Am 17. Juni meldet man eine Absichtserklärung für den Erwerb eines Projekts in Peru. Das Wukakuy Projekt besitzt schon einen 43-101 Bericht, den man mit übernimmt. Man stellt einen Geologen ein und gründet eine peruanische Tochtergesellschaft. Am 22. Juni wird eine weitere Absichtserklärung zum Erwerb des Linderos Projekts in Peru gemeldet. In dem Gebiet wurde schon relativ niedriggradiges Gold gefunden. Portage "schätzt" das Potential auf 1 Mio. Unzen unmittelbar an der Oberfläche. Daß es keinerlei Bohrungen, geschweige denn definierte Ressourcen gibt, stört nicht viel, die Börsenbriefe trommeln weiter. Am 22. Juni geht die Aktie mit 0,375 USD aus dem Handel.

Bisher ein guter Deal für Luna, der ja noch vor wenigen Wochen gerade einmal 0,004167 Cents bezahlt hatte und sich jetzt schon fast über eine Ver-Zehntausendfachung freuen kann.

Schlag auf Schlag geht es weiter, als wäre hier ein neuer Bergbaugigant im Entstehen. Nachdem man am 17. Juni die Absichtserklärung für Wukakuy unterzeichnet hatte, hat man das Projekt am 24. Juni schon geprüft und für gut befunden. Einige Probenergebnisse werden genannt, sind aber weit entfernt von sensationellen Gehalten. Aber ein "angesehener peruanischer Geologe" hat den Bericht angesehen und noch andere geologische Berichte genommen, um für die beiden Zonen Wuakakuy (sic!) Bonanza 50,04 Mio. oz Silber und Wuakakuy Caprichosa Manto 8,188 Mio. oz Silber zu schätzen. Oh, das schlug ein, zumal man das auch noch als "Reservenpotential" bezeichnet.

Daß Reserven eine wirtschaftliche Ausbeutung erweisen haben und die höchste Kategorie einer Lagerstätte darstellen, hier aber nicht mal gebohrt wurde, spielt kaum eine Rolle, schließlich ist dieses POTENTIELLE Silber satte 2 Mrd. Dollar wert! Damit sollte doch bei einem Börsenwert von ca. 250 Mio. USD noch Luft nach oben sein!

Die letzte Meldung stammt von vorgestern, denn jetzt hat sich Portage entschlossen, das Wukakuy Projekt definitiv zu erwerben - für 20 Mio. eigene Aktien, per gestern also 19,04 Mio. USD. Man "zahlt" also die 19,04 Mio. USD und die Erwartung dessen hat schon vor Tagen eine Erhöhung des Börsenwertes um über 150 Mio. USD gerechtfertigt. Hexerei!

Die Aktie schloß gestern bei 0,952 USD, plus 28,65%, erneut befeuert von weiteren Börsenbriefempfehlungen. Der Marktwert erreicht damit ganze 606,61 Millionen US-Dollar, über eine halbe Milliarde! Es gibt keinerlei definierte Ressourcen aber ein großer Gewinner steht jetzt schon fest - Senior Luna, der aus 20.000 USD innerhalb von weniger als 4 Wochen 456,96 Millionen Dollar machte, auf dem Papier. König Midas würde vor Neid erblassen!

Mal sehen, ob wir noch eine Milliarde Börsenwert erreichen! Aber Fakt ist eines - auch diese Blase wird platzen und am Ende bleiben einige glückliche Zocker und viele entreicherte Privatanleger zurück.


© Jan Kneist
Metals & Mining Consult Ltd.
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