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Die Rohstoff-Woche - Kalenderwoche 29

18.07.2008  |  Rohstoff-Woche
Auch die Kalenderwoche 29/2008 stand ganz im Zeichen der noch immer schwelenden Immobilienkrise. Im Mittelpunkt standen dabei vor allem um die beiden „Großen“ der Branche – Fannie Mae und Freddie Mac. Trotz der Zusage der US-Regierung beide Gesellschaften direkt oder indirekt mit hohen Milliardenbeträgen zu stützen, beeinflussen die Ausläufer der Krise noch immer auch den Rohstoffsektor – und hier besonders die Minenwerte. Trotz der Tatsache, dass Finanzmarktkrisen den Rohstoffbereich – und hier speziell den Bereich der Edelmetalle eher beflügeln sollten – da die Anleger in derartigen Phasen vermehrt Sicherheit in, in Jahrtausenden bewährten Häfen, wie Silber und Gold suchen – herrscht auch im Rohstoffsektor teilweise heillose Panik. Vor allem im Explorer-Bereich scheint eine Hälfte der Anleger der Meinung zu sein, dass man sich einfach in einer Ausverkaufsphase befände und mitmachen muß, während die andere Hälfte von noch Schlimmerem ausgeht.

Müßten wir nicht sowieso alle – hielten wir uns an die alten Börsengurus – spätestens im Mai unsere Depots leerräumen und bis zum Herbst bei einer guten Tasse Tee genüßlich abwarten? In Zeiten starker globaler Vernetzung scheint dieses Verhalten doch äußerst fragwürdig, zumal moderne Nachrichtenkanäle, Börsenforen, Handelsplattformen und technische Raffinessen oftmals starke übertreibungsreaktionen hervorbringen, von denen sich ein Wert vielmals erst nach Monaten wieder erholt.

Doch wie sieht es denn nun aus, inmitten der Jahrhundertbaisse des Jahres 2008? Steht der Rohstoffsektor wirklich so schlecht da, wie er auch angesichts der Hypothekenkrise gemacht wird?

Gold pendelt seit einigen Tagen zwischen 960 und 980 US$ mit Trend nach oben, genauso wie Silber, das die 18 US$ - Marke gefestigt zu haben scheint und sich tendenziell ebenfalls nach oben entwickelt. Dazu passt, dass AngloGold Ashanti eine Ausdehnung der Goldproduktion bis in Tiefen von zunächst knapp 3.800 Metern und später bis in Tiefen von über 4.500 Metern plant. Und das bei den immer höher steigenden Abbaukosten, vor allem im Bereich des Untertageabbaus! Derweil stiegen die Longpositionen innerhalb einer woche um 3,47 Mio. Unzen auf 27,25 Mio. Unzen, ein Anstieg um 15% innerhalb einer Woche!

Allen Unkenrufen zum Trotz hält sich auch der ölpreis weiterhin auf hohem Niveau bei 135 US$ je Barrel und könnte weiter an Fahrt gewinnen, rollen in den USA doch die nächsten Hurricaines an. Darüber hinaus sorgt das Dauerthema Iran für weiteren Schub beim Thema öl, trug der Iran letzte Woche im Antomstreit nicht gerade zu einer Entspannung bei, indem man einen Stopp der Urananreicherung kategorisch ausschloss.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei Kupfer ab. Innerhalb der ersten vier Monate 2008 wurde weltweit ein Produktionsdefizit von 108.000 Tonnen verzeichnet. Als Hauptgrund dafür werden vor allem geringere Abbaumengen in Australien, Chile, Indonesien und Mexiko gesehen, die auf Grund von schlechten Wetterverhältnissen, Arbeitsniederlegungen und allgemeinen Produktionsproblemen entstanden sind.

Beim Eisenerz steht noch immer das Dauerthema der übernahme von Rio Tinto durch BHP im Raum. Dass beide im Juni Preiserhöhungen von 85% für ihr gefördertes Eisenerz durchsetzen konnten, trägt zusätzlich zu weiteren übernahmespekulationen bei und dürfte auch kleineren Eisenerzproduzenten weiterhelfen.

Auch im Bereich der Kohleproduktion gibt es interessante Entwicklungen, die Anlegern wieder Appetit auf Kohle bringen dürften. Zum Einen hat der weltgrößte Stahlhersteller Arcelor Mittal Concept Grout aus West-Virginia übernommen, der immerhin auf 57 Millionen Tonnen Kohle-Reserven sitzt und 2007 etwa 800.000 Tonnen Kohle produzierte. Und zum Anderen haben in Kolumbien Arbeiter mehrerer größerer Kohlenminenbetreiber angekündigt, ab Ende dieser Woche in einen unbefristeten Streik zu treten um ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen. Ein Produktionsdefizit ist vorprogrammiert.

Absoluter Outperformer bleibt Blei, das nach Spekulationen über größere Shortpositionen seit dem 4. Juli 2008 bereits 30% auf zuletzt 1.955 US$ zulegen konnte.

Nickel befindet sich weiterhin im Abwärtstrend, konnte aber zuletzt die 20.000 Dollar Marke mehrmalig verteidigen. Experten zu Folge wird der Abwärtstrend spätestens ab Ende des Jahres gestoppt werden, die Nachfrage werde das Angebot derart übersteigen, dass der jährliche Nachfragezuwachs spätestens ab 2009 kein adäquates Angebot mehr finden wird.

Nachdem Platin einen Rücksetzer um 10% hinnehmen mußte, konnte zuletzt ein Teil der Verluste wieder wett gemacht werden. Größere Bewegungen, die so deutliche Abschläge rechtfertigen würden, waren auf dem Gebiet der Platinmetalle jüngst nicht zu verzeichnen. Im Bereich der Agrarrohstoffe blieb es vergangene Woche weitestgehend ruhig. Der Pottasche-Hype ist zunächst etwas abgeflaut, die meisten der auf den Trend aufgesprungenen kleineren Explorationsgesellschaften mußten Federn lassen. Grund hierfür sind, neben der erwähnten notwendigen Korrektur vor allem Bohrverzögerungen. Auf lange Sicht führt sicherlich kein Weg an Kalisalz vorbei, zumal die Nachfrage nach Dünger in den letzten Jahren vor allem in asien kräftig gestiegen ist und weiter steigen wird. Bei der Auswahl geeigneter Werte sollte man aber gezielt auf den jeweiligen Fortschritt und die korrespondierende Marktkapitalisierung der Unternehmen achten. Im Zweifelsfall sollte man auf bereits produzierende Unternehmen zurück greifen, da ausschließlich diese vom anhaltend hohen Marktpreis für Kalisalz profitieren.

Kakao konnte seine kurze, aber kräftige Korrektur von Anfang Juli überwinden und setzt wieder zum Sprung auf alte Höhen an.

Während die Preise für die meisten Rohstoffgruppen ihr Niveau halten oder sogar leichte Gewinne verzeichnen können, verlieren viele der vor allem kleinen Explorationswerte weiterhin an Boden. Neben der Angst vor weiteren Enthüllungen im Rahmen der Hypothekenkrise stehe vor allem die Angst, dass gerade kleinere Gesellschaften keine Geldgeber mehr finden.

Fazit: der Rohstoffmarkt steht besser da als er dargestellt wird. In Zeiten hoher Inflation werden Anleger früher oder später in sichere Häfen wie Gold und Silber strömen. Die Frage ist nur wann. Die teilweise ungerechtfertigt niedrigen Kurse - auch von bereits produzierenden Firmen – sollten Anleger vermehrt zum Einstieg nutzen, auch, wenn wir uns gerade erst inmitten des nur noch bedingt geltenden Sommerlochs befinden.


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